Von Bischöfen und Ehen beginnt die Geschichte, denn in Montalcino, in der Toskana (Italien) werden die Familiensagen mit ebenso viel Feierlichkeit geschrieben wie die notariellen Akte des Vatikans. Zuerst war es Fabius de’ Vecchis, ein Bischof mit Ambitionen für Stein und Ewigkeit, der 1672 befahl, einen Palazzo auf diesen Hügeln zu errichten. Sein Vermächtnis, dachte er, würde für immer in den Mauern und bischöflichen Wappen eingraviert bleiben. Aber die Zeit schrieb das Schicksal des Ortes neu. Nach der Kirche kam der weltliche Adel: Der Palazzo ging durch Heirat in die Hände der mächtigen Familie Ciacci über und später an die Piccolomini d’Aragona. Aus diesen beiden Namen stammt der Name der Kellerei. Und als es schien, dass die Geschichte im blauen Blut gefangen bleiben würde, kam die moderne Wende. Ende des 20. Jahrhunderts übernahm die Familie Bianchini das Erbe, die keine Titel, sondern etwas Ambitionierteres erbte: Vision. Sie respektierten die Mauern, ja, aber nicht die önologischen Dogmen. Wo andere Tradition wiederholten, suchten sie nach Zweck. Und wenige repräsentieren dies so klar wie dieser Brunello di Montalcino. Hier gibt es keine Tricks oder Kunstgriffe: nur Sangiovese, vinifiziert mit chirurgischem Respekt. Gärung in Edelstahltanks bei kontrollierter Temperatur und dann das Warten. Mehr als 24 Monate in großen Fässern aus slawonischer Eiche, zwischen 20 und 75 Hektolitern, wo der Wein atmet, zur Ruhe kommt und lernt. Schließlich besteht die letzte Geste von Demut und Geduld aus 8 Monaten in der Flasche, bevor er sich der Welt stellt. Das Ergebnis ist ein Brunello di Montalcino in seiner essenziellsten Form: Weite ohne Übertreibung, Struktur ohne Steifheit und diese nüchterne und tiefe Frucht, die sich nicht zur Schau stellen muss, um sich durchzusetzen. Ein Wein, der leise spricht, aber lange bleibt. Denn am Ende wird in diesen Hügeln die Geschichte in Stein geschrieben... aber die Erinnerung bleibt im Glas.